Mittwoch, 25. März 2015

Die Toten – Teil 3
Colma, die Totenstadt

Man kann natürlich mit dem Auto durch den Friedhof bis ans Grab fahren, klar!
Es ist teuer, in SF zu leben, es ist aber auch teuer, hier zu sterben. In Colma muss man für ein Einzelgrab im Cypress Lawn Memorial Park 20.000 Dollar bezahlen, ein Familiengrab kostet 250.000 Dollar. Was wird es dann erst im Columbarium in SF kosten, wenn es schon im Friedhofsort Colma so teuer ist. „Dafür gibt es dann aber auch Erinnerungs-Management“, sagt der Betreiber, „denn Friedhöfe sind nicht für die Toten da, sondern für die Lebenden.“ Da hat er zwar recht, aber was er damit meint, weiß ich nicht. Außer Rasen mähen konnte ich nicht viel erkennen, was es zu tun gibt.
Sieht aus wie Disneyland, ist aber ein chinesischer Friedhof
 
 

In Colma gibt es 17 Friedhöfe, Dutzende von Blumenläden, etliche Bestatter, Leichenautovermieter und Steinmetze und jede Menge Autohäuser (wegen der Steuervorteile). Die Stadt ist stolz darauf, mehr Einwohner unter der Erde zu haben als darüber. Colma hat knapp 1500 lebende Einwohner und ungefähr 2 Millionen Tote. Mehr als zwei Drittel aller Lohnempfänger sind auf den Friedhöfen beschäftigt.

Die Friedhöfe spiegeln die Kulturenvielfalt von SF wider. Es gibt neben den amerikanischen u.a. einen italienischen, einen griechisch-orthodoxen, einen japanischen, einen serbischen, mind. einen jüdischen, einen katholischen und einen chinesischen Friedhof. Ich habe 8 Friedhöfe besucht, dann konnte ich keine Gräber mehr sehen und mir taten die Füße weh.


Was mir auf allen Friedhöfen aufgefallen ist: Normale Gräber haben keine Grabeinfassung oder -bepflanzung wie bei uns. Es gibt nur den Grabstein und manchmal ein paar Blumen, ansonsten ist das Grab von Rasen umgeben. Manchmal ist der Stein eine kleine in den Boden eingelassene Platte und die Blumen sind aus Plastik. Das macht die Pflege natürlich leicht. Manchmal gibt es Grabsteine mit viel Text und Fotos und es gibt auch pompöse Mausoleen. Alle Friedhöfe hatten nur einen Ein-/Ausgang, was mich immer zu einem langen Rückweg gezwungen hat, weil ich auf einen Hinterausgang hoffte.
Das Neueste sind grüne Beerdigungen, die umweltfreundlicher sein sollen. Die Toten werden nicht einbalsamiert und entweder in einer einfachen, biologisch abbaubaren Kiste oder nur in einem Leichentuch beerdigt. Der Eingriff in die Landschaft soll möglichst gering sein, d.h. es gibt auch oft keine Grabsteine, die das Grab kennzeichnen. Angehörige, die das Grab besuchen möchten, können es mit Hilfe eines speziellen GPS-Systems orten. Klingt für mich merkwürdig, wenn ich einen Toten mit dem Smartphone suchen muss.
Der umweltfreundiche Friedhof


Natürlich gibt es auch einen Haustierfriedhof. Tina Turners Hund liegt hier begraben - in einem ihrer Pelze. Daneben ruhen 25.000 Hunde, Katzen, Kaninchen, Goldfische, Geparden und Meerschweinchen umgeben von weißen Miniaturzäunen. Da der Friedhof verkleinert wurde, entschieden sich einige Familien, ihre Haustiere übereinander zu beerdigen.

Links die weißen Blumen, rechts die bunten und dazwischen ein Schild für die Lebenden
Es herrscht nicht immer Grabesruhe in Colma. Wenn die Chinesen einen ihrer Totengedenktage feiern, drängen Hunderte von Familien auf den Friedhof, beladen mit Campingstühlen und Kartons voller Speisen und Getränken. Die Chinesen glauben, dass die Toten in der Unterwelt sind und sich freikaufen müssen. Darum werden an ihren Gräbern nicht nur ganze Spanferkel gegrillt und feierlich verspeist, es werden auch Räucherstäbchen angezündet und Papier in rostigen Metalltonnen verbrannt, das Geldscheine und anderes Wertvolles symbolisieren soll.
Hier hatte wohl jemand Geburtstag ...... oder Todestag
 

Die bekanntesten Toten sind Harry "The Horse" Flamburis, der Präsident der Hells Angels, der mit seiner Harley-Davidson begraben wurde. Außerdem liegen hier Levi Strauss, der Erfinder der Jeans, Western-Held Wyatt Earp und Baseballstar Joe Dimaggio, der Ex-Mann von Marilyn Monroe. Ich habe keines der Gräber gesehen, aber auch nicht danach gesucht.
Jüdische Gräber sind oft sehr alt und das Geburtsland ist angegeben
Das Grab hat mir ein wenig Rätsel aufgegeben