Montag, 23. März 2015

Die Toten – Teil 1
Columbarium
In SF gibt es lediglich 3 Plätze, an denen Tote beerdigt sind oder ihre Urnen stehen. Und nur an einem dieser Orte können neue Urnengräber dazu kommen. Das ist viel zu wenig. Also wohin mit den sterblichen Überresten? Ich bin der Frage im wahrsten Sinne des Wortes nachgegangen.

Schon 1900 war es in SF verboten, neue Friedhöfe innerhalb der Stadtgrenzen einzurichten. Außerdem durften auf den damals noch zahlreich vorhandenen Friedhöfen weder neue Gräber ausgehoben noch andere Arten der Beerdigung vorgenommen werden. Seit dem Goldrausch war die Bevölkerung gewachsen und bebaubares Land zu kostbar geworden, um es für die Toten zu reservieren. Bald darauf ging die Stadt noch einen Schritt weiter. Die Friedhöfe erhielten einen Räumungsbefehl und San Francisco begann, die vorhandenen Gräber einschließlich der Toten in das 15 km entfernte Colma auszulagern. Aber erst Anfang der 1940er Jahre war der letzte Friedhof endgültig verlegt.
 
Ich habe mir zuerst den einzigen überkonfessionellen noch in Gebrauch befindlichen Bestattungsort innerhalb der Stadtgrenzen von San Francisco angesehen. 

 


Columbarium war ursprünglich die Bezeichnung für einen Taubenschlag; wegen der optischen Ähnlichkeit wurden dann auch altrömische Grabkammern so benannt. Heute ist es ein Bauwerk, das der Aufbewahrung von Urnen oder Särgen dient. Der Nordfriedhof Wiesbaden und Frankfurt Griesheim haben übrigens auch eines. 

Das Columbarium in SF aus dem Jahr 1898 war ursprünglich Teil eines großen Friedhofs im Norden des Golden Gate Park. Im Jahr 1929 begann die Umbettung der Toten, wobei einige Familien auch die Urnen ihrer Angehörigen aus dem Columbarium entfernten. Das Columbarium hat aktuell Platz für rund 8.500 Urnen, Erweiterungsbauten sind geplant. Mir ist aufgefallen, dass es einige Gräber gibt, bei denen die Verstorbenen schon seit mehr als 90 Jahren tot sind.
 

Die heutigen Urnen haben oft Bezug zum Leben des Verstorbenen. So werden beispielsweise Keksdosen, Teekannen oder ein Baseball als Aufbewahrungsgefäß für die Asche der Verstorbenen genutzt. Mehrmals jährlich findet eine „Meet your neighbors-for-eternity party“ („Triff-deine-Nachbarn-für-die-Ewigkeit-Party“) statt, bei der Besitzer der Nischen ihre späteren Nachbarn im Columbarium kennenlernen können. Bei dieser Gelegenheit tauschen die Teilnehmer der Veranstaltung Ideen für die Dekoration ihrer Begräbnisnischen aus. Ich musste bei dieser Vorstellung sehr lachen und hätte Ideen für ein Theaterstück.