Dienstag, 31. März 2015

Anke kocht und James macht Musik
 
Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich zwar was zustande bringe, aber zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört Kochen nicht. Mir fehlt dabei eine gewisse Leichtigkeit. Andere entspannen beim Kochen, ich würde lieber eine Rede halten oder ein Buch schreiben :-).

Anke kann kochen. Nach ihrem Arbeitstag zaubert sie fast jeden Abend ein wundervolles Essen. Bislang war noch nichts dabei, was mir nicht geschmeckt hätte. Ich werde hier mit ganz neuen Gerichten verwöhnt und genieße das. Essen mag ich nämlich schon. 



















James spielt nicht nur wunderbar Klavier und Gitarre, er kann auch singen. Richtig gut! So bekommen Anke, Maia und ich immer mal wieder eine private Vorstellung. Ich sitze dann in meinem Zimmer, lausche der Musik und träume. Er malt übrigens auch ganz toll. 

Ich lebe bei 2 begabten Menschen, die ihre Kreativität auch der Softwareindustrie zur Verfügung stellen, wenn auch nicht als Köchin und Musiker. Gibt da also nicht nur Nerds ;-).
Das Bild ist nicht von James, ist einfach ein Plakat,
dass immer auf dem Klavier steht

Sonntag, 29. März 2015

Nachdenklich in Berkeley

Nach Stanford habe ich mir auch Berkeley angeschaut, die zweite renommierte Universitätsstadt in der Nähe von SF.


Stadtpark von Berkeley

Es hat mir nicht gefallen, obwohl das gesamte Universitätsgelände sehr schön ist. Es lag weniger an Berkeley, aber heute war mir der Gegensatz zwischen der schmuddeligen Stadt voller Obdachloser und dem sauberen Unigelände zu krass. Vor fast jedem Café saß ein Bettler, im Stadtpark stank es und die Diskrepanz zwischen arm und reich, gebildet und verwahrlost konnte ich heute nicht gut ertragen. Mir gingen die pöbelnden oder leer vor sich hin starrenden Menschen sehr an die Substanz. Ich musste sehen, was ich heute nicht sehen wollte. Für mich gibt es keine Brücken zwischen den verschiedenen Gruppen, jeder ignoriert den anderen mehr oder weniger. Es gibt Tage, da belastet mich das. Die Obdachlosen sind so schmutzig und stinken, dass es schwer fällt, auch nur in ihre Nähe zu kommen. Im Bus hat sich mal einer neben mich gesetzt, das habe ich nicht ausgehalten. Das war für mich wie ein körperlicher Übergriff.
 



Zur vollen Stunde spielen die Glocken
Bachsonaten

 

Eigentlich wollte ich ja über Berkeley schreiben, aber jetzt stelle ich die Bilder, die mich heute so berührt haben, einfach nebeneinander. Es ist nur ein Obdachlosenbild aus Berkeley dabei, die anderen sind aus SF, aber das ist austauschbar.

Es gab heute noch ein Erlebnis - gefühlt genau zwischen der Trauer und der Schönheit. Ein junger Farbiger aus Atlanta hat (verbotenerweise) in der U-Bahn Michael Jackson gespielt und dazu sehr akrobatisch zwischen den Sitzen getanzt. Die meisten Mitreisenden fingen an zu lächeln und am Ende gab es Applaus und einen Obulus. Er hatte auch kein Geld, aber auch nicht diese Apathie. Irgendwie hat mir das gut getan.

Alles Wichtige zu dieser Stadt kann man hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Berkeley
Galerien

Ich gehe nicht in jedes Museum, das auf meinem Weg liegt und schon gar nicht bei schönem Wetter. Aber eins hätte ich auch bei Sonnenschein besucht. Ich mag moderne Kunst, weil ich die Kreativität bewundere, mit der Materialen, Techniken und Projekte mit der heutigen Lebenswelt verbunden werden. Deshalb war ich ganz traurig, dass das Museum of modern Arts bis 2016 umgebaut wird. Es soll neben dem New Yorker eines der besten der USA sein. 

Aber ich habe eine Alternative entdeckt, die spannend und kostenlos ist. SF ist eine Stadt der Galerien, jedenfalls in bestimmten Gegenden. Und so habe ich eine Tour durch verschiedene Galerien gemacht, war meistens dort ganz alleine, aber es hat mir gefallen.

 

Stand in der Küche einer der Galerien ;-)
Erinnert mich an jemanden :-)

Freitag, 27. März 2015

Der Sommer kommt

Die Temperaturen steigen über 20 Grad und gestern sind Maia und ich immer auf der Schattenseite der Straßen gelaufen, weil es so hochsommerlich heiß war.

Eine gute Gelegenheit, die bunte Pflanzenvielfalt dieser Stadt zu zeigen.
 



Hängt an jedem 2. Baum
 
 
 

 

 

 

 

Mittwoch, 25. März 2015

Die Toten – Teil 3
Colma, die Totenstadt

Man kann natürlich mit dem Auto durch den Friedhof bis ans Grab fahren, klar!
Es ist teuer, in SF zu leben, es ist aber auch teuer, hier zu sterben. In Colma muss man für ein Einzelgrab im Cypress Lawn Memorial Park 20.000 Dollar bezahlen, ein Familiengrab kostet 250.000 Dollar. Was wird es dann erst im Columbarium in SF kosten, wenn es schon im Friedhofsort Colma so teuer ist. „Dafür gibt es dann aber auch Erinnerungs-Management“, sagt der Betreiber, „denn Friedhöfe sind nicht für die Toten da, sondern für die Lebenden.“ Da hat er zwar recht, aber was er damit meint, weiß ich nicht. Außer Rasen mähen konnte ich nicht viel erkennen, was es zu tun gibt.
Sieht aus wie Disneyland, ist aber ein chinesischer Friedhof
 
 

In Colma gibt es 17 Friedhöfe, Dutzende von Blumenläden, etliche Bestatter, Leichenautovermieter und Steinmetze und jede Menge Autohäuser (wegen der Steuervorteile). Die Stadt ist stolz darauf, mehr Einwohner unter der Erde zu haben als darüber. Colma hat knapp 1500 lebende Einwohner und ungefähr 2 Millionen Tote. Mehr als zwei Drittel aller Lohnempfänger sind auf den Friedhöfen beschäftigt.

Die Friedhöfe spiegeln die Kulturenvielfalt von SF wider. Es gibt neben den amerikanischen u.a. einen italienischen, einen griechisch-orthodoxen, einen japanischen, einen serbischen, mind. einen jüdischen, einen katholischen und einen chinesischen Friedhof. Ich habe 8 Friedhöfe besucht, dann konnte ich keine Gräber mehr sehen und mir taten die Füße weh.


Was mir auf allen Friedhöfen aufgefallen ist: Normale Gräber haben keine Grabeinfassung oder -bepflanzung wie bei uns. Es gibt nur den Grabstein und manchmal ein paar Blumen, ansonsten ist das Grab von Rasen umgeben. Manchmal ist der Stein eine kleine in den Boden eingelassene Platte und die Blumen sind aus Plastik. Das macht die Pflege natürlich leicht. Manchmal gibt es Grabsteine mit viel Text und Fotos und es gibt auch pompöse Mausoleen. Alle Friedhöfe hatten nur einen Ein-/Ausgang, was mich immer zu einem langen Rückweg gezwungen hat, weil ich auf einen Hinterausgang hoffte.
Das Neueste sind grüne Beerdigungen, die umweltfreundlicher sein sollen. Die Toten werden nicht einbalsamiert und entweder in einer einfachen, biologisch abbaubaren Kiste oder nur in einem Leichentuch beerdigt. Der Eingriff in die Landschaft soll möglichst gering sein, d.h. es gibt auch oft keine Grabsteine, die das Grab kennzeichnen. Angehörige, die das Grab besuchen möchten, können es mit Hilfe eines speziellen GPS-Systems orten. Klingt für mich merkwürdig, wenn ich einen Toten mit dem Smartphone suchen muss.
Der umweltfreundiche Friedhof


Natürlich gibt es auch einen Haustierfriedhof. Tina Turners Hund liegt hier begraben - in einem ihrer Pelze. Daneben ruhen 25.000 Hunde, Katzen, Kaninchen, Goldfische, Geparden und Meerschweinchen umgeben von weißen Miniaturzäunen. Da der Friedhof verkleinert wurde, entschieden sich einige Familien, ihre Haustiere übereinander zu beerdigen.

Links die weißen Blumen, rechts die bunten und dazwischen ein Schild für die Lebenden
Es herrscht nicht immer Grabesruhe in Colma. Wenn die Chinesen einen ihrer Totengedenktage feiern, drängen Hunderte von Familien auf den Friedhof, beladen mit Campingstühlen und Kartons voller Speisen und Getränken. Die Chinesen glauben, dass die Toten in der Unterwelt sind und sich freikaufen müssen. Darum werden an ihren Gräbern nicht nur ganze Spanferkel gegrillt und feierlich verspeist, es werden auch Räucherstäbchen angezündet und Papier in rostigen Metalltonnen verbrannt, das Geldscheine und anderes Wertvolles symbolisieren soll.
Hier hatte wohl jemand Geburtstag ...... oder Todestag
 

Die bekanntesten Toten sind Harry "The Horse" Flamburis, der Präsident der Hells Angels, der mit seiner Harley-Davidson begraben wurde. Außerdem liegen hier Levi Strauss, der Erfinder der Jeans, Western-Held Wyatt Earp und Baseballstar Joe Dimaggio, der Ex-Mann von Marilyn Monroe. Ich habe keines der Gräber gesehen, aber auch nicht danach gesucht.
Jüdische Gräber sind oft sehr alt und das Geburtsland ist angegeben
Das Grab hat mir ein wenig Rätsel aufgegeben