Samstag, 9. Mai 2015

Umgezogen

Sitze im Bett meiner neuen Bleibe und schaue direkt auf 3 wunderbare Fenster, die mit Jalousien verhangen sind, weil man sowieso nichts sehen kann. Der Blick ginge direkt ins Fenster des Nachbarhauses, da sind aber auch Jalousien vor den Fenstern. Wenn ich den Himmel sehen will, muss ich mich schon arg verbiegen. Das lohnt zumindest heute nicht, weil es kalt und bewölkt ist. Glück gehabt.










Dies ist also eines der viktorianischen Häuser in der City mit all den Accessoires, die wir aus amerikanischen Filmen kennen: Feuerleiter außen und wunderbar altmodischer Aufzug innen. Philipp Marlow betritt das Haus, geht an einer Unmenge von Türen vorbei und klopft an eine Wohnungstür, die wahlweise von einer ängstlichen Chinesin oder einer selbstbewußten Farbigen geöffnet wird, die behauptet, ihre Mann wäre nicht zu Hause.
 

Das 1-Raum-Appartement wird für 136 US-Dollar die Nacht vermietet, ich habe aber nur 81 bezahlt, weil wir 1 Woche bleiben. Hotels kann man zu diesem Preis in SF auch bekommen, aber dann mit Gemeinschaftsdusche. Frühstück ist sowieso nie im Preis mit drin.

Das Appartment gehört einer Taiwanesin, also gibt es zwar Stäbchen, aber keine Messer. Die Küchenausstattung ist sehr minimalistisch, immerhin gibt es 2 Becher und 1 Miniglas. Auf die 2 Miniteller passt keine Scheibe Brot, aber da kann man ja improvisieren. Ich habe also erst mal Plastikbesteck und Plastikbecher besorgt...... und dummerweise vegane Butter, die mir überhaupt nicht schmeckt.

Die Heizung ist so alt wie das Haus, funktioniert aber gut, auch wenn der Heizkörper mit mir spricht. Der Kühlschrank spricht auch und zwar die ganze Nacht. Ich war allerdings gestern so müde, dass ich keine weitere Unterhaltung mit ihm aufgenommen habe. Der Gasherd mit offener Flamme ist wunderbar, ich darf mir allerdings die alten Rohre nicht näher ansehen. Einen Tisch, an dem man frühstücken kann, gibt es nicht, aber es gibt ja auch nur 1 Stuhl. Die Menschen in Asien essen auf dem Boden, aber hier ist Teppich, das will ich nicht riskieren. Das Bett ist richtig klasse, wenn auch nicht sehr breit für 2, hier ist also der Kuschelmodus gefragt. Die Badewanne ist ein Vorkriegsmodell mit einem etwas versifften Duschvorhang. Aber es gibt warmes Wasser. Wenn man die Toilettenspülung betätigt, vibiriert der Fußboden wie bei einem Erdbeben.



Die Inhaberin der Wohnung wohnt hier, wenn sie keine Gäste hat, sonst zieht sie zu ihrer Mutter. Möchte nicht wissen, wie hoch die Miete ist. Ich stelle mir die ganze Zeit vor, dass in Chinatown in solchen Miniappartments wahrscheinlich 2 Familien wohnen und dass es da noch ganz andere Geräusche gibt.

Die Wohnung ist also sehr lustig und ich bin schon gespannt, was Wolfgang sagen wird, den ich heute nachmittag am Flughafen abhole.